Eungbok Seongsan Gwae Ein Tanz mit den Göttern im 12. Jahrhundert?
Die koreanische Kunst des 12. Jahrhunderts war ein faszinierendes Geflecht aus spiritueller Tiefe, zeitgenössischen Einflüssen und einer bemerkenswerten technischen Finesse. In dieser Epoche blühte die buddhistische Kunst auf, beeinflusst von chinesischen Traditionen und der wachsenden Popularität des Zen-Buddhismus. Während viele Meisterwerke dieser Zeit verloren gegangen sind, gibt es einige Juwelen, die den Zahn der Zeit überstanden haben und uns einen Einblick in die Weltanschauung und die künstlerische Virtuosität dieser Zeit gewähren. Eines dieser kostbaren Artefakte ist die “Eungbok Seongsan Gwae” – ein farbenprächtiges Bildrollengemälde, das im späten 12. Jahrhundert entstand.
Die “Eungbok Seongsan Gwae,” deren Name so viel wie “Der Weg des glücklichen Sterns” bedeutet, zeigt eine komplexes Tableau von Gottheiten, buddhistischen Heiligen und mythologischen Wesen. Es wird zugeschrieben Choi Chung-heon, einem der prominentesten Künstler seiner Zeit, dessen Werke für ihre lebendigen Farben und detailreiche Darstellung bekannt waren.
Eine Reise durch die Kosmische Ordnung
Die “Eungbok Seongsan Gwae” entführt den Betrachter auf eine fantastische Reise durch die buddhistische Kosmologie. Das Gemälde ist in mehrere Abschnitte unterteilt, die verschiedene Ebenen des Universums darstellen. Im unteren Teil sehen wir die irdische Welt mit ihren Bergen, Flüssen und Dörfern. Darüber erheben sich die himmlischen Reichen, bewohnt von Göttern und Bodhisattvas, erleuchteten Wesen, die den Weg zur Erlösung ebnen.
Im Zentrum des Gemäldes thront ein majestätischer Buddha, umgeben von einer Aura göttlichen Friedens. Seine Hände sind in der Mudra der Erleuchtung gehalten, symbolisierend für die Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburt. Um ihn herum tanzen himmlische Wesen und musizierende Engel, ihre Bewegungen voller Eleganz und Anmut.
Symbole und Allegorien: Ein Schlüssel zum Verständnis
Die “Eungbok Seongsan Gwae” ist mehr als nur ein schönes Bild; sie ist eine komplexe Allegorie der buddhistischen Lehre. Die verschiedenen Gottheiten und Wesen repräsentieren verschiedene Aspekte des Weges zur Erleuchtung, wie Weisheit, Mitgefühl und Vergebung.
| Symbol | Bedeutung |
|---|---|
| Lotusblüte | Reinheit und Erlösung |
| Drache | Macht und Weisheit |
| Vogel Garuda | Freiheit von irdischen Bindungen |
| Lotus Throne | Erhabenheit und spiritueller Status |
Die Farben des Gemäldes spielen eine wichtige Rolle bei der Übermittlung der Botschaft. Helle, warme Töne wie Goldgelb und Rot symbolisieren die göttliche Energie und Erleuchtung, während kühle, ruhige Farbtöne wie Blau und Grün für Ruhe und Besinnung stehen.
Ein Fenster in die Vergangenheit
Die “Eungbok Seongsan Gwae” ist ein außergewöhnliches Zeugnis der koreanischen Kunst des 12. Jahrhunderts. Sie bietet einen einzigartigen Einblick in die religiösen und kulturellen Werte dieser Zeit, die von einem tiefen Glauben an das Dharma, den Weg zur Erleuchtung, geprägt waren.
Die detailreiche Darstellung der Gottheiten, die komplexe Symbolik und die lebendigen Farben machen diese Bildrolle zu einem wahren Meisterwerk. Sie ist nicht nur ein Kunstgegenstand, sondern auch ein Fenster in die Vergangenheit, das uns hilft, die kulturelle Entwicklung Koreas besser zu verstehen.
Ein Tanz mit den Göttern?
Die Frage, ob die “Eungbok Seongsan Gwae” tatsächlich einen Tanz mit den Göttern darstellt, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Die bildlichen Darstellungen deuten darauf hin, dass die Gottheiten in ständiger Bewegung und Interaktion zueinander stehen. Vielleicht symbolisiert der
Tanz die dynamische Natur des buddhistischen Universums oder die unendliche Reise zur Erleuchtung. Letztendlich liegt die Interpretation dieses faszinierenden Werkes im Auge des Betrachters.